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Gregor Maria Schubert & Ralf Barthelmes

  Frankfurt zu kennen glauben ist eine schöne Voraussetzung für die Betrachtung jener fotografischen Arbeiten, die unter dem Titel empty space den detektivischen Scharfsinn ihrer Besucherinnen und Besucher herausfordern. Sich sicher zu sein, das abgebildete Objekt irgendwann schon einmal irgendwo gesehen zu haben, und in der Erinnerung danach zu kramen, macht sensibel für die rund 32 Fotografien, auf denen die Ausstellung leerstehende Gebäude in Frankfurt zeigt. So simpel diese Konzeption zunächst anmuten mag, so ungewöhnlich und divergent sind die ausgewählten Ergebnisse. Ob es sich um Wohnhäuser, Industrie- oder Bürogebäude handelt - bei jedem Bild findet sich der Betrachter im Imago seines eigenen Stadtbildes wieder, innerhalb dessen er unwillkürlich versucht, das Abgebildete zu lokalisieren, einzuordnen.

  Das Spektrum der Ausstellung erstreckt sich dabei von stadtbekannten und ikonischen Beispielen wie dem ehemaligen Bundesrechnungshof in der Innenstadt bis hin zu unscheinbaren und versteckt liegenden Wohnhäusern irgendwo in Alt-Bornheim. Architekturhistorisch relevante Bauten, die über ihre Unbenutztheit schon fast in Vergessenheit geraten sind, stehen hier gleichberechtigt neben Privathäusern, die ihrem sicheren Abbruch entgegensehen.

  Die klaren fotografischen Blicke auf die Objekte ermöglichen unterschiedlichste Zugänge zum Gezeigten. Einer der zentralen Ausgangpunkte für die Realisierung des Projekts ist der dokumentarische Aspekt der Fotografien. Darüber hinaus jedoch lassen Auswahl und Form der Arbeiten etwas erkennen, das über ein rein archivierendes Interesse hinausgeht: den Wunsch nämlich, etwas über diese Stadt zu erzählen - nicht lauthals und protzig, wie es hier so oft der Fall ist, sondern ein bisschen langsamer, unaufgeregter, irgendwie nachhaltiger. Und sicherlich auch ein bisschen trauriger angesichts der rasanten Veränderungen, die fast täglich im Stadtbild vorgenommen werden und die nicht selten einen soeben begonnenen Möglichkeitsraum per Baukran und Abrissbirne wieder zuschütten. So böten Leerstandsobjekte gerade im überteuerten Raummangelkosmos Frankfurt Chancen der kreativen Aneignung von Stadtraum durch Bürgerinnen und Bürger - Platz für Zwischen- und Umnutzung im eigenen urbanen Alltag.

  Mit den Arbeiten zu empty space zeigen Gregor Maria Schubert und Ralf Barthelmes eine städtische Realität jenseits der Panoramapostkarten vom Souvenirshop am Römerberg. Dennoch finden sich unter den aufgenommenen Objekten durchaus identifikatorische Orte Frankfurts. Wer war nicht als Kind mal im sich drehenden Ausflugsrestaurant im Henninger Turm, oder (er)kennt das Bauwerk doch zumindest als eines, das fest ins Stadtbild integriert ist, es erst ausbildet, als hoch aufragender Solitär auf der Südseite des Mains?

  Der Flaneur, so hat Walter Benjamin einmal im Passagen-Werk erwähnt, wandelt durch die Stadt ohne festes Ziel, jedoch mit der Absicht, sie mit anderen Augen zu sehen. Etwas auf sich zukommen zu lassen, statt nur daran vorbeizuhetzen. Den eigenen Blick zu schärfen für das, was sonst allzu leicht übersehen wird, weil es im Alltagsgewimmel der Großstadt untergeht, von ihm überlagert ist, unbemerkt bleibt. So werden die Erinnerung und der persönliche Alltag der Betrachtenden zum Ausgangspunkt für eine andere räumliche und zeitliche Qualität Frankfurts, die es angesichts ihrer Flüchtigkeit bereits jetzt als historisch anzuerkennen gilt.

Text: Martina Lenhardt
empty space wurde kuratiert von Annette Gloser.
Alle Fotografien der Ausstellung sind Lambda C-Prints

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· Galerie station im Mousonturm ·
Waldschmidtstraße 4 · Frankfurt am Main · www.mousonturm.de
Eröffnung: Mittwoch, 06.05.2009 ab 20 Uhr
Ausstellungsdauer: 07.05. - 07.06. 2009
Öffnungszeiten: Freitag und Samstag 19 bis 22 Uhr
Sonntag 15 bis 19 Uhr, während der Vorstellungen und nach Vereinbarung.